Motorradreisen sind ein wesentlicher Bestandteil meiner Motorradleidenschaft. Im Laufe der Jahre bin ich immer
wieder mit guten Freunden auf Tour gegangen. Einige, besonders
schöne Reisen habe ich nachstehend aufgeführt:

1983      Winterreise Norwegen    "Einmal Polarkreis und zurück"
1986      Winterreise Norwegen    15. Kristallrally Savalen
1986      Italienreise / Besuch des Moto Guzzi-Werkes in Mandello
1991      Winterreise Norwegen    20. Kristallrally Otta
1992      Russlandreise  "Mit 3 Guzzi-Gespannen 5.900 km auf Tour"
1993      England-Reise im Sommer

1995      Schottland-Rundreise im Sommer
           "An der Westküste nach Norden, durchs Hochland zurück"
1997      Winter-Rundreise Finnland
            "Von Helsinki nach Lappland, an der Ostseeküste zurück"
1999      Griechenland-Rundreise im Sommer
2006      Winterreise Norwegen (s. nachstehenden Reisebericht)
2010      Winterreise Schweden


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Norwegen , ein Wintertraum

Nun der erste Reisebericht. Aus einer geplanten Reise nach Schweden im Jahr 2004 war nichts geworden. Denn 2003 hatte ich mein Dreirad verkauft, ausgehend davon, dass ich nicht mehr Gespann fahren werde. Es war schon ein komisches Gefühl, als der Käufer es geholt hat. Aber ich war mir sicher, dass das Kapitel Gespann nach rund 35 Jahren abgeschlossen war.

Jedoch wie so oft im Leben, kommt es schon mal anders als man denkt.

Im Frühjahr 2004 begann ich mit dem Aufbau eines Gespannes für Uli, einen interessierten Motorradfahrer, der mich um Hilfe gebeten hatte. Zunächst sollte ich ihn nur beraten, dann aber wurde daraus der komplette Neubau des Dreirades.

Im Verlauf dieser Arbeiten begann es bei mir wieder zu kribbeln. Ich merkte, dass der Gespannbazillus immer noch seine Wirkung hatte. Aber zunächst konnte ich mich erfolgreich dagegen wehren.

Im Mai 2004 fuhr ich gemeinsam mit meinem Sohn Thorsten nach Westfalen, um Motorradteile abzuholen. Auf der Rückfahrt machten wir kurz Station bei meinem alten Freund Rainer in Oberhausen.

Bei einer Tasse Kaffee erwähnte Thorsten, dass ich mal versprochen hatte, ihn auf eine Winterreise nach Norwegen mitzunehmen, dass aber durch meinen Gespannverkauf nichts mehr daraus geworden ist. Wir erzählten ein wenig von den früheren Reisen und im Gespräch meinte Rainer plötzlich, dass wir eigentlich noch mal fahren könnten, da wir ja noch nicht so alt seien.

Das war wie eine Initialzündung. Spontan beschloss ich, mir noch einmal aus meinem vorhandenen Teilefundus ein neues Gespann aufzubauen um doch noch das Versprechen gegenüber Thorsten einzulösen.

Natürlich war das alles nicht so einfach. Ich hatte zwar genügend Teile, um eine Moto-Guzzi aufzubauen, aber die speziellen Gespannteile fehlten natürlich.

Bei der Firma Motek, dort hatten wir Gespannteile gekauft, sah ich im Regal ein altes, recht marodes EML-Mini-Boot stehen. Volker Prietz war bereit, es für 300,00 Euro abzugeben. Nach einigen Verhandlungen bekam ich das Boot mit Sitz, Scheibe und Persenning für 280,00 Euro. Der Anfang war gemacht. Das Seitenwagen-Fahrgestell sollte ein Eigenbau werden.

Durch Zufall las ich dann eine Anzeige, in der ein EML-Sport-Fahrwerk mit Scheibenbremse, EML-Rad und Sw-Anschlüssen für Moto-Guzzi angeboten wurde. Für 680,00 Euro konnte ich es erwerben. Damit war der Eigenbau passé, denn die Kosten wären höher gewesen.

Nun begann der Gespannbau. Aus optischen Gründen und auch aufgrund meiner früheren Erfahrungen verzichtete ich auf den Einbau einer Vorderrad-Schwinge und verwendete statt dieser eine noch vorhandene Zusatzgabelbrücke zur Verkürzung des Nachlaufes, die ich bereits 1978 bei Ed Pols, einem holländischen Gespannbauer erworben hatte und die mir DiplIng Wiener vom TÜV Schwegenheim bereits damals problemlos eingetragen hatte. 

Natürlich erfolgte der Einbau von 15-Zoll-Rädern und einigen anderen, gespannspezifischen Elementen. Insbesondere auf wichtige Dinge für extreme Wintertouren wurde Wert gelegt. So wurden eine Auto-Lichtmaschine, eine Ölsumpfheizung (s. Tipps & Tricks) und Heizgriffe ein- bzw. angebaut. Dinge, die aufgrund unserer früheren Wintertouren sich als zweckmäßig erwiesen hatten.

Nach der abschließenden Lackierung konnte ich wieder ein schönes Gespann mein Eigentum nennen. Die folgenden Bilder bestätigen den gelungenen Neuaufbau.




Am Rande sei erwähnt, dass die winterspezifischen Umbauten auch an den Gespannen von Uli -er hatte sich im Laufe unserer Planungen zur Mitreise entschlossen- und Thorsten erfolgten.

Nachdem die Gespanne fertiggestellt waren, begannen die eigentlichen Vorbereitungen für die Wintertour. Die ursprüngliche Planung, an der Kristallrally teilzunehmen, mussten wir aus Termingründen fallen lassen. Stattdessen legten wir den Reisetermin so, dass wir einen Abstecher zur Savalen-Rally machen konnten.

Wie auch bei unseren früheren Norwegentouren beschlossen wir, von Kiel aus mit der Fähre nach Oslo zu fahren.Diese Fahrten sind ein schöner Einstieg in den Urlaub und auch ein schöner Abschluss der Reise. Die Kosten sind relativ günstig. Wir bezahlten für 4 Personen in einer 4-Bett-Kabine und 4 Gespanne insgesamt 768,00 Euro.

Darüber hinaus mieteten wir für die Zeit vom 26.01. bis 31.01.06 ein Ferienhaus (Hytta) im Touristzentrum Grimsbu, ca. 70 km von Savalen entfernt.

Am Sonntag, den 22.01.06 war es dann endlich so weit. Wir starteten in Speyer zu unserer ersten Etappe bei trockenem Winterwetter nach Oberhausen. Die rund 360 km absolvierten wir ohne jegliche Probleme und trafen am Nachmittag bei Rainer ein. Da wir am 24.01. bereits um 13:00 Uhr in Kiel einchecken mussten, hatten wir aus Sicherheitsgründen noch eine Übernachtung in Buchholz, etwa 25 km vor Hamburg eingeplant.
So starteten wir am 23.01. in Oberhausen. Das Wetter war sonnig und es sprach alles dafür, dass wir einen schönen Tag vor uns hatten. Es wurde vollgetankt und dann ging es auf die Autobahn. Rainer fuhr aufgrund seiner guten Ortskenntnisse voraus, Uli dahinter, dann Thorsten und ich, wir bildeten den Schluss. So hatte ich alle vor mir und konnte reagieren, falls einer Probleme bekommen sollte.

Plötzlich, nach etwa 50 km bremste Thorsten ab und fuhr auf den Seitenstreifen. Ich sah sofort, dass er sich einen Platten auf dem Hinterrad eingefangen hatte. Damit hatten wir das erste Problem. Abgesehen davon, dass der Radausbau arbeitsaufwändig ist, war auch der Reifen total hinüber. Wir hatten zwar passende Ersatzschläuche dabei, aber ein Reifen gehörte nicht zum Ersatzteilbestand.

Rainer und Uli hatten zwischenzeitlich an der nächsten Auffahrt gewendet und trafen wieder bei uns ein.Uli sicherte sofort unseren Pannenort ab, ich baute mit Thorsten das Hinterrad aus.


Rainer lud es auf seinen Seitenwagen und dann gingen wir auf die Suche nach einer Reifenwerkstatt. Diese fanden wir auch wenige Kilometer nach der nächsten Autobahnausfahrt. Wir fahren auf unseren Gespannen Reifen der Größe 135/70x15 (Smartreifen). Wir brauchten natürlich einen Winterreifen. Leider sind diese bei den meisten Händlern keine gängige Lagerware. Ein neuer Reifen war einfach nicht innerhalb kurzer Zeit zu bekommen. Nach einigem Suchen fand der Händler einen Satz gebrauchte Winterreifen. Er erklärte sich bereit, diese zu verkaufen, allerdings nur, wenn wir beide nehmen würden. Da das Profil der Reifen gut und der Preis mit 50,00 Euro inkl. Montage in Ordnung war, wurden wir uns handelseinig. Auf diese Weise hatten wir nun auch noch einen Reifen in Reserve.

Die Montage dieser Reifen wirft allerdings einige Probleme auf. Unsere Speichenfelgen haben einen Wulst, über den die Reifen nur bei sehr hohem Druck hinwegrutschen. Es sind zwischen 8 – 10 Bar erforderlich. Jeder Händler lehnt die Gewährleistung ab, da die Gefahr besteht, dass der Reifen platzt.

Nach ca. 1 Stunde Montagezeit und immer wieder neuem Schmieren der Felge und Reifenflanken, klappte die Montage endlich und wir konnten zurückfahren, um das Rad wieder einzubauen.

Wir hatten nun einiges an Zeit verloren und waren froh, dass wir einen Sicherheitszeitraum in unserer Planung vorgesehen hatten. Gegen 14:00 Uhr konnten wir unsere Fahrt fortsetzen und trafen um 19:00 Uhr in Buchholz ein.

Diese Panne hatte uns nicht aus der Ruhe gebracht. Wir gingen noch gemütlich essen, auch in dem Bewusstsein, am nächsten Morgen nur noch 120 km bis Kiel fahren zu müssen. Eine Strecke, die man mühelos in 1½ Stunden bewältigen konnte.

Deshalb ließen wir uns auch am 24.01. ausreichend Zeit beim Frühstück, um dann so gegen 10:00 Uhr Richtung Kiel starten zu können. Vor der Abfahrt stellten wir unsere Gespanne noch vor das Hotel, um das obligatorische Photo zu machen.


Ich saß schon abfahrtbereit auf meinem Gespann, als Uli plötzlich völlig aufgelöst rief, dass er im Hinterrad einen Platten habe. Zunächst hielt ich das für einen Scherz, aber nach näherem Hinsehen sah ich die Bescherung. Nun war Holland in Not. Bis zum Einchecken in Kiel blieben uns maximal 3 bis 3 ½ Stunden.

Innerhalb von 20 Minuten war das Hinterrad ausgebaut. Der Reifen war zum Glück noch in Ordnung, einen Reserveschlauch hatten wir auch noch. Thorsten und Rainer hatten sich bereits nach einem Reifendienst erkundigt. Sie fuhren auf kürzestem Weg dahin, Uli und ich blieben zurück und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Je mehr Zeit verging, umso unruhiger wurden wir. Unser Zeitkorridor wurde immer enger.

Uli war schon bereit aufzugeben. Nur mit viel Mühe konnte ich ihn davon abhalten, den ADAC anzurufen, um das defekte Gespann nach Hause transportieren zu lassen. Er wollte sich einen Mietwagen nehmen um damit zurückzufahren. Für ihn sind technische Probleme ein Horror und er kann nur schwer verstehen, dass uns solche Dinge nicht gleich aus der Ruhe bringen.

Meine Versuche, Thorsten über Handy zu erreichen, schlugen fehl. Minute für Minute verging, im Geiste sah ich unsere Fähre schon vor uns abfahren. Das Problem war, dass unser Ticket nicht umgebucht werden konnte. Wenn wir die Fähre verpassen würden, würde es verfallen!!

Endlich, so gegen 11:15 Uhr kamen Thorsten und Rainer mit dem reparierten Rad zurück, der Einbau war schnell gemacht und 30 Minuten später konnten wir endlich starten. Nun mussten wir es laufen lassen, um noch rechtzeitig in Kiel einzutreffen.

Es reichte uns tatsächlich. Kurz nach 13:00 Uhr erreichten wir das Fährterminal und checkten rechtzeitig ein. Nun lag eine 18-stündige Seereise vor uns, die wir ruhig und entspannt genießen konnten.

Am 25.01. lief unsere Fähre gegen 09:00 Uhr im Hafen von Oslo ein. Das Wetter war freundlich und die Temperatur lag nur knapp unter dem Gefrierpunkt.

Vor uns lag eine Etappe von rund 360 Kilometern. Oslo war nahezu schneefrei, aber das sollte sich auf der Strecke nach Norden ändern.

Von Oslo fuhren wir zunächst ein Stück auf der E6 Richtung Elverum bis Rena. Von dort ging es auf einer wunderschönen Nebenstrecke am Storsjoen, einem lang gezogenem See entlang, nach Grimsbu. Diese Etappe sollte mit 360 km die längste in Norwegen, aber auch kälteste bleiben. Die Temperatur lag bei unserer Ankunft in Grimsbu bei minus 17 Grad.

Im Grimsbu Touristcenter hatten wir schon vorab eine geräumige Hütte gemietet. Von hier aus waren in den nächsten Tagen unsere Ausfahrten geplant.



Doch zunächst mussten wir unsere Gespanne entladen und die mitgeführten Lebensmittel und die Ausrüstung unterbringen.

Nach einer knappen halben Stunde sah es in der Hütte aus wie in einem Warenlager.


Die Mitnahme von Lebensmitteln und auch alkoholischen Getränken lohnt sich jedoch, denn Norwegen gehört nicht gerade zu den preiswertesten Urlaubsländern.

Dieser erste Tag hatte natürlich ein wenig an der Substanz gezehrt. Man muss sich doch erst wieder an solche Strecken bei den norwegischen Verhältnissen gewöhnen.

Es hat mich aber doch gewundert, dass ich trotz meiner Probleme mit meiner Prothese im linken Knie relativ frisch und munter in Grimsbu angekommen bin. Auch Rainer hatte die Strecke wenig belastet. Sehr zur Verwunderung von Thorsten, der wie er später zugab, doch ganz schön geschlaucht war und sich darüber wunderte, dass die AH (alte Herren) noch so fit waren.

Auch Uli steckte dieser erste Tag in den Knochen. Bei ihm wunderte es mich nicht, denn er war es nicht gewohnt, am Tag 300 – 400 km zu fahren, dazu noch bei so niedrigen Temperaturen. Deshalb lag er auch nach dem Abendessen sehr schnell im Tiefschlaf im Bett.


Nachdem wir uns ein gutes Abendessen zubereitet hatten, saßen Thorsten, Rainer und ich noch einige Zeit bei einem Gläschen beisammen und ließen die ersten zwei Tage unserer Tour noch einmal Revue passieren. Passiert war ja schon genug, wir hofften nun auf ein paar sonnige, kalte und vor allen Dingen auch pannenfreie Tage.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen entschlossen wir uns, zunächst einmal die nähere Umgebung zu erkunden. Es sollte ein stressfreier Tag mit nicht zu vielen Kilometern werden.

Uli klinkte sich an diesem Tag aus, er wollte zunächst einmal ein wenig regenerieren, bevor er sich wieder auf sein Gespann setzen würde. Für ihn war es auch eine besondere Situation, denn er war ja noch nie mit seinem Dreirad auf verschneiten und teilweise auch vereisten Straßen gefahren. Er musste sich erst einmal an alles vorsichtig herantasten. Dafür hatte auch jeder Verständnis.

Auch für Thorsten war die Situation etwas Neues. Im Gegensatz zu Uli überwog bei ihm jedoch die Neugier und getrieben von seinem noch „jugendlichem Elan“ konnte er an diesem Morgen nicht schnell genug aufs Motorrad kommen.

Vor Antritt unserer Reise war er sich gar nicht so sicher, ob ihm das Ganze gefallen würde. Vor allen Dingen war er sich nicht darüber im Klaren, wie er die niedrigen Temperaturen verkraften würde (gegen die Kälte hatte er sich allerdings vorab durch Kauf von entsprechender Kleidung in mehr als ausreichender Weise gewappnet) und ob ihm das Fahren auf den winterlichen Straßen wirklich zusagen würde.

Vor der Abfahrt habe ich immer zu ihm gesagt, dass es nur zwei Möglichkeiten geben würde:

Entweder er würde vollauf begeistert sein, oder er würde sich nach dem ersten Tag fragen, warum er meinen Schilderungen von früheren Scandinavienreisen Glauben geschenkt hat und sich so etwas Verrücktes angetan hat.

An diesem ersten Tag nach unserer Ankunft lag die Temperatur nur
3 – 4 Grad unter dem Gefrierpunkt. Die Sonne schien und es waren alle Voraussetzungen gegeben, um einen schönen Tag zu erleben. Aufgrund der Erfahrungen, die Rainer und ich auf vielen gemeinsamen Winterreisen gesammelt haben, wussten wir natürlich, wie wir Thorsten die Sache schmackhaft machen konnten.

Das Fahren mit einem Gespann auf verschneiten, nicht gestreuten Straßen und Wegen ist ein ganz besonderes Vergnügen, das wir ihm näher bringen wollten. So verließen wir bei der ersten Gelegenheit die Straße, um auf Wald- und Forstwegen, das Fahren ist dort erlaubt, durch den Schnee zu pflügen.

Nach nur wenigen Kilometern war mein Sohn nicht wieder zu erkennen. Wie ein kleines Kind saß er auf seinem Gespann und juchzte vor Vergnügen, klemmte sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an das Hinterrad von Rainer, um dessen Fahrstil -der lässt es oftmals ganz schön laufen- nachzuahmen. An diesem und auch an den nächsten Tagen durchlief er noch mal eine Ausbildung im Gespannfahren.

Da es nachmittags so gegen 15:30 h anfing dunkel zu werden, beendeten wir die Ausfahrt des ersten Tages um es uns in unserer Hütte gemütlich zu machen.Thorsten wäre am liebsten noch länger gefahren. Ihn hatte der Scandinavienbazillus zu meiner Freude voll erwischt. Es ist schön, wenn Vater und Sohn in manchen Bereichen gleich gelagerte Interessen haben, die man dann auch gemeinsam wahrnehmen kann.

Uli hatte an diesem Tag lange geschlafen und einen ausgiebigen Spaziergang gemacht. Nun war er wieder fit, um mit uns gemeinsam in der nächsten Zeit etwas unternehmen zu können.

Zunächst haben wir uns an diesem Abend überlegt, wie wir die nächsten Tage gestalten könnten. Ein Besuch in Röros war fest eingeplant, darüber hinaus auch eine Tour nach Savalen, wo vom 26. – 29.01.06 die Savalen-Rally stattfinden würde. Alles andere wollten wir dann adhock entscheiden und uns nur von der Lust und vom Wetter treiben lassen.

Damit auch Uli sich zunächst an die winterlichen Verhältnisse gewöhnen konnte, hatten wir für den nächsten Tag nur eine Rundfahrt in die nähere Umgebung vorgesehen. Das Wetter war wieder gut, Sonnenschein bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, alle Voraussetzungen für einen schönen Tag waren gegeben.

So gegen 10:00 Uhr verließen wir unser Domizil. Thorsten, ungeduldig wie er war, fuhr voran, ich unmittelbar hinter ihm. Im Rückspiegel konnte ich erkennen, dass auch Uli und Rainer uns folgten. Die Strecke war recht kurvenreich, dadurch verloren wir uns immer wieder für kurze Momente aus den Augen. Aber nach ein paar Minuten war von Uli und Rainer nichts mehr zu sehen. Ich hielt an und wartete, nachdem aber nach 1 oder 2 Minuten niemand auftauchte, drehte ich um und fuhr zurück.

Kurz vor unserem Campingplatz sah ich die Bescherung. Ulis Gespann steckte am Straßenrand im Tiefschnee. Zu meiner Erleichterung stand er selber daneben, offensichtlich leicht geschockt, aber ansonsten unverletzt.

Mangelnde Erfahrung hatte dazu geführt, dass Uli zu weit rechts gefahren war und mit dem Seitenwagenrad in den Tiefschnee geriet. Die Folge war, dass sein Gespann vehement nach rechts von der Straße gezogen wurde, zunächst kippte, ihn aus dem Sattel warf und dann zurück auf die Räder viel.


Rainer, der das ganze Geschehen zunächst mit Sorgen betrachtete, musste dann doch herzhaft lachen, denn Uli war wie ein Maikäfer auf dem Rücken im weichen Schnee gelandet und streckte alle Viere von sich. Schnell rappelte er sich auf und schüttelte ungläubig den Kopf, so schnell konnte er sich das Geschehen nicht erklären.

Zum Glück war nichts weiter passiert. Gemeinsam zogen wir das Gespann wieder auf die Straße.


Nachdem Uli seinen Schreck überwunden hatte, setzten wir unsere Fahrt fort. Das Geschehen hatte aber zur Folge, dass er von diesem Moment an mehr als vorsichtig weiterfuhr, was ihm sicherlich auch viel von der Freude an dieser Wintertour genommen hat und dazu beitrug, dass er nicht mehr bereit war, Grenzmomente auf verschneiter Piste auszuloten.

Vor Beginn unserer Reise wusste ich nicht, dass um Grimsbu herum in früheren Jahren Erz-Bergbau betrieben wurde. Rainer, ein Bergbaufreak, sah als erster die Überreste einer Schachtanlage. Sie war dann natürlich unser erstes Ziel, dass wir anfahren mussten.



Danach ging es wieder über Nebenstrassen und Forstwege weiter. Es gab so gut wie keine Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Die Straßen rund um Grimsbu enden, soweit es sich nicht um die Hauptverkehrsstrassen handelt, nach einigen Kilometern irgendwo im Hinterland, meistens bei einzeln stehenden Bauernhöfen.


Für uns diente auch dieser Tag dazu, unser Gefühl für die Straßenverhältnisse zu schärfen und die Fahrtechnik auf die Besonderheiten abzustimmen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit kehrten wir zu unserer Unterkunft zurück. Ich glaube, dass Uli sehr froh war, diesen Tag ohne weitere Eskapaden überstanden zu haben.


Wenn man den ganzen Tag bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt unterwegs ist, freut man sich natürlich auch auf den gemütlichen Hüttenabend mit einem guten Essen und einem guten Tropfen. Unser Gemischtwarensortiment hielt einige Leckereien bereit, die wir mit Freude zubereitet haben. Diese Küchenarbeiten gehören nun mal dazu. Jeder durfte während unseres Aufenthaltes seine Kochkünste zeigen. Wobei Uli die Auflage erteilt wurde, seinen Knoblauchgelüsten separat nachzugehen. Die Abende verbrachten wir mit oftmals mit heißen Diskussionen über „Gott und die Welt“, wobei die technischen Dinge auch nicht außer Acht blieben.


Am nächsten Tag suchten wir wieder die einsam gelegenen Wege und Straßen. Es ist nur schwer beschreibbar, wie unsere Empfindungen bei diesen Touren waren.

Wenn man anhält und den Motor abstellt, herrscht Totenstille. Kein Geräusch ist zu vernehmen, allenfalls das Knirschen des Schnees unter unseren Stiefeln.

Die Landschaft ist berauschend schön, insbesondere dann, wenn für wenige Stunden am Tag strahlender Sonnenschein herrscht. Der Stormoegga Freizeitpark umfasst ein riesiges Areal mit vielen reizvollen Wegen, die wir mit unseren Gespannen gut befahren konnten.




Natürlich passierte es immer wieder mal, dass wir uns im tieferen Schnee festfuhren. Aber die Anstrengungen beim flott machen der Fahrzeuge trugen dazu bei, dass es uns auch richtig warm wurde.


Im Zeitraum unseres Aufenthaltes in Grimsbu fand auch die „Savalenrally 2006“ statt.

Der Zielort dieses jährlich stattfindenden Wintertreffens lag nur ca. 60 km entfernt. Deshalb war es für uns klar, dorthin einen Abstecher zu machen.

Der Weg nach Savalen führte uns auf schmalen Wegen durch eine tief verschneite und einsame Gegend. Die Bevölkerungsdichte in dieser Region ist sehr gering. Daher gibt es nur selten Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern.Nach etwa eineinhalb Stunden Fahrzeit hatten wir Savalen erreicht. Das Treffen fand am/im Savalen-Hotel statt.


Auf dem Parkplatz standen etwa 10 – 15 Gespanne. Ein Teil der Treffenteilnehmer befand sich auf einer Rundfahrt.

Einige waren uns bereits auf der Fähre begegnet. Nach einem kurzen „Hallo“ wärmten wir uns im Hotel bei einem Kaffee auf, um uns anschließend wieder auf Tour zu begeben.

Wir hatten auch an diesem Tag Glück mit dem Wetter. Es war ein sonniger Tag, unsere Fahrt wurde ständig von Photostop's unterbrochen, da es immer wieder neue Motive gab.

Am Spätnachmittag, so gegen 16:00 Uhr, zeigte sich die Landschaft von ihrer schönsten Seite. Durch die untergehende Sonne war alles in ein zartrosa Licht getaucht. Es waren stimmungsvolle Momente.


Abends erklärte uns Thorsten, dass er unbedingt Aufnahmen mit der DigiCam machen wolle. Wenn man so will, ein paar Action-Photos mit Ton. Das Knirschen des Schnees unter den schnelldrehenden Rädern wollte er unbedingt aufnehmen.

So ging es am nächsten Tag wieder in den Stormoegga Freizeitpark. Die Wege dort erschienen uns als die Besten, um solche Aufnahmen zu machen.

Thorsten hatte sich schon überlegt, wie das ganze ablaufen sollte. Das Gespann von Rainer bot sich ideal für seine Zwecke an.

Auf dem flachen Seitenwagen konnte er sich hervorragend hinlegen, um die gewünschten Aufnahmen zu machen.

Nach einer Liegeprobe stellte er fest, dass es nur ohne Helm gehen würde, darin sah er auch kein Risiko!

Also legte er sich auf den Seitenwagen und Rainer nahm Fahrt auf.


Zunächst recht behutsam, zumindest, solange ich das Gespann sehen konnte. Ich war zurückgeblieben, um auf unsere Fahrzeuge zu achten.

Nach einiger Zeit wurde ich doch ein wenig unruhig. Eigentlich hätten die Zwei längst zurück sein müssen. Plötzlich kam ein PKW auf mich zu, hielt an und Thorsten stieg aus.

Auf meine Frage, was passiert sei, kam nur die Antwort: "Wir haben uns festgefahren.“

Nun ja, das passiert schon mal. Wir setzten uns auf unsere Gespanne und fuhren zu Rainer. Schon von weitem sah ich ihn auf der linken Seite im Straßengraben, wo er versuchte, sein Gespann freizuschaufeln.

Was war passiert? Die Zwei waren nach kurzer Fahrt immer flotter unterwegs. Thorsten war das Geräusch des knirschenden Schnees zu leise. Also fuhr Rainer weiter nach links, in den etwas tieferen Schnee. Nun kann man in Norwegen nicht immer erkennen, ob neben der Straße auch ein Straßengraben ist. In diesem Falle war es so. Dadurch verlor Rainer im tiefen Schnee die Gewalt über sein Gespann und wurde vehement in den Graben gezogen. So tief, dass er das Gespann ohne fremde Hilfe nicht mehr auf die Straße bekam. Thorsten wurde durch das abrupte Abbremsen wie eine Kanonenkugel nach vorne abgeschossen und landete ebenfalls im Tiefschnee.




Vergeblich versuchten wir, mit Hilfe unserer Fahrzeuge das Gespann aus dem Graben zu ziehen.


Es war nicht möglich. Ein vorbeifahrender Norweger zog es dann mit Hilfe eines langen Abschleppseiles und seines mit Spikreifen bestückten Fahrzeuges aus dem Graben.


Rainer hatte anschließend einige Mühe, sein Motorrad vom Schnee zu befreien. Durch den Aufprall hatte sich dieser überall festgesetzt und war zu einer harten Masse verdichtet.


Erst im Nachhinein wurde sowohl Rainer wie auch Thorsten bewusst, wie viel Glück sie bei dieser Aktion hatten. Wären ein paar Bäume am Straßenrand gestanden, hätte das Ganze böse ausgehen können.

Nicht umsonst sagt man: „Alter schützt vor Torheit nicht!“ Vielleicht war es auch das Kind im Manne, das hier zum Vorschein kam.

Aber für den Stoff der abendlichen Gesprächsrunde war natürlich unter anderem gesorgt.

Roeros war ein weiteres Ziel unserer Reise. Sehr zur Freude von Rainer, der hier mal wieder etwas mit dem Bergbau zu tun bekam.

Roeros verdankt seine Entstehung den nahen Kupfererzlagerstätten. Das Ortsbild wird auch heute noch durch ein großes Kupferwerk mit Schmelzhütten und Abraumhalden aus alter Zeit geprägt. Heute lebt die alte Bergstadt zum größten Teil vom Tourismus. Das Zentrum ist geprägt durch jahrhunderte alte Bergmannshütten/-häuser, die teilweise noch mit alten Gebrauchsgegenständen ausgestattet sind.




Die seit mehr als 300 Jahren im Mittelpunkt der Gemeinde stehende Kirche –die erste Bergmannskirche wurde 1650 errichtet, die heutige 1784 geweiht- besitzt einen sehenswerten Innenraum mit Barockorgel. Mit ihren 2000 Sitzplätzen ist sie die drittgrößte Kirche in Norwegen.


Zu erwähnen ist auch, das Roeros von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

So langsam neigte sich unser Norwegenaufenthalt dem Ende zu. Wir hatten zum Glück keine Pannen zu verzeichnen. Offensichtlich hatten wir mit den Reparaturen bei unserer Anreise das Soll erfüllt.

Wie immer, gehen solche Urlaubstage zu schnell vorbei. Mit ein wenig Wehmut packten wir nach 7 Tagen in Grimsbu unsere Gespanne, um am nächsten Morgen die Rückreise nach Oslo anzutreten.

Zurückblickend haben wir in Norwegen fast alles gefunden, was wir uns erhofft hatten. Lediglich das Wetter hat uns ein wenig enttäuscht. Gerne hätten wir etwas niedrigere Temperaturen gehabt. Solche um den Gefrierpunkt und knapp darunter haben wir ja auch in Deutschland. Aber zum Glück kann man nicht alles beeinflussen. Insgesamt war es in Ordnung.

Am 01.02.07 machten wir uns auf den Weg zurück. Bei der Abreise hatten wir wieder nur 2 Grad unter Null. Aber in Norwegen sind die Temperaturen in den Regionen sehr unterschiedlich.

Nach ca. 80 km Fahrt merkten wir, das es doch empfindlich kühler geworden war. Ein Parkplatz wurde angefahren, um sich ein wenig wärmer anzuziehen.


Zwischenzeitlich war die Temperatur um gut 10 Grad gesunken. So hätten wir es uns für die gesamte Reisedauer gewünscht. Ich hatte ja bei unseren Gespannen extra eine Ölsumpfheizung, sowie eine Autolichtmaschine eingebaut, um den zu erwartenden extremen Bedingungen Rechnung zu tragen. Gebraucht haben wir das nicht wirklich.

Entgegen unserer ursprünglichen Planung fuhren wir an diesem Tag direkt nach Oslo. Wir mieteten dort im ehemaligen Olympiadorf, unterhalb der Holmenkollen-Schanze noch einmal eine Hütte.


Den Abend verbrachten wir mit einer Nachbetrachtung unseres Aufenthaltes. Es gab nur wenig zu kritisieren und keine wesentlichen Unterschiede in der Beurteilung der zurückliegenden Tage. Insgesamt waren wir alle gut miteinander zurechtgekommen.

Am nächsten Tag fuhren wir nach dem Frühstück in aller Ruhe zum Hafen.


Um 13:00 Uhr mussten wir auf der „Kronprinz Harald“ einchecken. Wir freuten uns auf die Rückfahrt, denn an Bord ist es immer sehr interessant und auch gemütlich.

Am Abend, nach der Fahrt durch den Oslo-Fjord und einem schönen Sonnenuntergang


verloren wir Uli aus den Augen. Er hatte ein paar Teilnehmer der Savalen-Rally getroffen, mit denen er die Zeit verbrachte.

Wir legten uns gegen Mitternacht in die Kojen, in dem Bewusstsein, dass am nächsten Tag eine Strecke von 450 km vor uns lag. Im Halbschlaf bekam ich mit, dass Uli erst gegen 5:00 Uhr in die Kabine kam. Bereits eineinhalb Stunden später mussten wir aufstehen, um rechtzeitig zur Ankunft der Fähre in Kiel bereit zum Auschecken zu sein.

Bei der Ankunft in Kiel war uns das Wetter hold. Trocken und kalt, sowie wir es wollten.

Nach einem Tankstopp in Kiel, Uli fühlte sich gemüßigt, sein Gespann ein wenig in aller Ruhe zu putzen, kamen wir endlich auf die Strecke.

Für Rainer, Thorsten und mich waren die vor uns liegenden Kilometer kein Problem. Bei Uli machte sich allerdings im Laufe des Tages der fehlende Schlaf bemerkbar, zumal er es nicht gewohnt war, lange Strecken zu fahren. Aber da musste er durch. Etwa nach der Hälfte unserer Strecke, wir hatten gerade getankt, meldete Uli ein neues Problem. Sein Motor lief nur noch auf einem Zylinder.
Also fuhren wir unsere Fahrzeuge erst mal auf den Parkplatz, um zu prüfen, was denn wirklich los war.


Sehr schnell fanden wir heraus, dass ein Gaszug gerissen war. Na ja, für uns war die Reparatur kein Problem, für Uli schon. Er leidet sehr unter solchen Situationen, da er keine technischen Kenntnisse hat und deshalb immer auf andere angewiesen ist. Für uns gehören solche Sachen nun mal dazu.

Trotz dieses ungeplanten Aufenthaltes trafen wir gegen 20:00 Uhr in Oberhausen ein.

Der Abend war ausgefüllt mit Erzählungen von unserer Reise. Lediglich Uli verabschiedete sich kurz nach dem Abendessen ins Bett. Die lange Nacht an Bord der Fähre und die rund 8 Stunden Fahrt hatten ihn arg mitgenommen.

Damit war für mich meine 4. Winter-Norwegen-Tour beendet.

Die Fahrt von Oberhausen nach Speyer am nächsten Tag verlief ohne Probleme.

Ich frage mich, ob es die letzte Tour im Winter nach Skandinavien war. Wenn es nach Thorsten geht, sicher nicht. Er möchte mit uns AH eine weitere Fahrt in Angriff nehmen.

Wer weiß, vielleicht kommt es tatsächlich im Januar 2009 dazu. Auch mit 65 bzw. 66 sind Rainer und ich sicher noch in der Lage, solch ein Unternehmen anzugehen. Voraussetzung ist, dass wir gesund bleiben und Holger, unser alter Weggefährte, mit im Boot sitzt.

Ziel kann dann nur Schweden sein! Denn Rainer und mir fehlt dieses Land noch zur Vervollständigung unserer Scandinavien-Winter-Reisen.





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